Montebello AG - Eine Abbaustelle mit Seltenheitswert
Die Montebello AG ist das erste Kies- und Betonwerk im Kanton Graubünden, welches vor zehn Jahren die Auszeichnung der Stiftung Natur & Wirtschaft erhalten hat. Dank dem Engagement von Flurin Wieser, Geschäftsführer der Montebello AG, und den kontinuierlich umgesetzten Begleitmassnahmen ist auf der Schotterebene des Ova da Bernina ein wahrer Hotspot der Artenvielfalt entstanden.
Die Naturfläche der Montebello AG ist Bestandteil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung und beinhaltet den ganzen Bachlauf vom Hotel Morteratsch im Süden bis zum Kieswerk im Norden.
Seit 1959 wird aus dem Berninabach Sand und Kies abgebaut, wobei ein Viertel bis ein Drittel des abgebauten Materials aus der natürlichen Geschiebedynamik des Berninabachs stammt, während das restliche Material von den höher gelegenen Schotterterrassen bis auf Flussniveau abgebaut wird. Dieser von der Flussdynamik geprägte Lebensraum profitiert massgeblich von den mechanischen Eingriffen in die Natur, denn die verschiedenen Abbauprozesse auf dem Areal verbreitern das Flussbett. Dank dieser Mäandrierung findet man auf einer Fläche von 150'000 Quadratmetern ein buntes Mosaik an Lebensräumen wie Sandbänken, Kiesinseln, Ruderalflächen oder Pionierwald.
Ein Paradies der Artenvielfalt
Pionierarten wie der seltene Flussuferläufer oder der Flussregenpfeifer finden auf den kargen Sandbänken optimale Brutbedingungen. Während sich in den seichten Tümpeln der Baggerspuren Kaulquappen tummeln, nistet im Schilf des Ufers eine Stockente. Auf dem Areal gedeihen seltene Pflanzenarten wie Fleischers Weidenröschen oder die deutsche Tamariske. Beide Pflanzen gehören zu den sogenannten Pionierarten, welche auf trocken-durchlässige Böden und vegetationsarme Standorte angewiesen sind. Im sandigen Flussufer zeugen die Spuren des Rotwilds vom nächtlichen Treiben in den Hirschsuhlen, und auf der linken Seite des Flussufers wurden eigens Bäume gefällt, damit das auf strukturreiche Magerwiesen angewiesene Braunkehlchen weiterhin optimale Bedingungen zum Nisten vorfindet. Für den seltenen Neuntöter, einen Vogel der seine Beute an Dornen aufspiesst, hat man Dornensträucher an die Böschungen gepflanzt, und für die Bachforellen wurde eigens ein Bachlauf freigelegt, damit diese den Aufstieg in ein erhöhtes Stillgewässer schaffen.
Natur profitiert vom Kiesabbau
Schweizweit gibt es nur wenige Abbaustellen deren Abbaugebiet innerhalb eines Flusslaufes liegt. Die Abbaustelle Ova da Bernina ist ein vorbildliches Beispiel für das Zusammenspiel von Flussdynamik, Naturförderung und Abbautätigkeit und ein weiterer Beweis dafür, wie aus der Verbindung von Natur & Wirtschaft eine Win-Win-Situation für beide Parteien entstehen kann.