In zwanzig Jahren...
...werden wir in Städten, Dörfern und Agglomerationen leben und arbeiten, die moderner sind als die heutigen – und viel grüner. Man weiss um die positive Wirkung von Natur und Artenvielfalt; nicht nur auf die Biodiversität, sondern auch auf unsere Gesundheit, Ausgeglichenheit und Leistungsfähigkeit. Dass Natur Mehrwert bedeutet, darüber besteht Konsens in allen politischen Lagern. Die nötige Verdichtung im Siedlungsraum geht daher Hand in Hand mit der sorgfältigen Einplanung von natürlichen Grünräumen in Wohn- und Industriegebieten und natürlich im öffentlichen Raum. Das Ergebnis ist eine spürbare Steigerung der Lebensqualität für alle, die wie folgt aussieht...
Wohnsiedlungen sind umgeben von blühenden Wiesen mit schattenspendenden Bäumen. Es gibt darin Gemüsegärten, Bänke laden zum Verweilen ein, an Hausmauern und in Bäumen hängen Nistkästen, auf Kiesplätzen wird Boule gespielt, Kinder pflücken ihren Müttern Wiesensträusse zum Muttertag.
Schulhaus- und Spielplätze sind Orte, an denen die Kinder über Wiesen rennen, Baumhäuser bauen, mit Stecken kämpfen, sich in Hecken verstecken und Wasserschlachten veranstalten.
Im ganzen Land wurden Flüsse und kleinere Wasserläufe renaturiert; viele sind zu wichtigen und wertvollen Naherholungsgebieten geworden. Schwimmbäder ohne Schwimmteich sind selten.
Da jede Planerin und jeder Bauherr, jede Unternehmerin und jeder Firmenchef weiss, dass Menschen, die täglich Zugang zur Natur haben, gesünder, ausgeglichener und leistungsfähiger sind, wetteifern die Unternehmen darum, naturnahe, ästhetisch ansprechende Gärten zu gestalten. Auch Innenhöfe, Fassaden und Flachdächer werden konsequent begrünt. Das Geschäft der Gärtner:innen, die ästhetisch hochwertige Naturgärten gestalten und pflegen können, blüht; unsere Ausbildungsplätze in diesem Bereich sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt und begehrt.
Auch die Strukturen und Abläufe im Baugenehmigungsverfahren haben sich entwickelt: Bei Sanierungen und Neubauten erhält die Umgebung den gleichen Stellenwert wie der Bau selbst. Sie soll harmonisch sein und einen Mehrwert für Mensch und Natur bieten.
Natur bringt Ruhe und zahlt sich aus
Durch das viele Grün sind die Städte im Sommer weniger heiss und trocken und die Menschen friedlicher. Studien, wonach in grünen Umgebungen weniger Gewalt und Vandalismus zu beklagen ist, werden immer wieder bestätigt. Da der öffentliche Raum durch das natürliche Grün attraktiv ist, begegnen sich die Menschen mehr als früher, was allgemein zu grösserer Zufriedenheit führt. Gerade ältere Menschen fühlen sich weniger oft einsam, das gegenseitige Verständnis zwischen den Generationen, den unterschiedlichen Schichten und Ethnien ist gewachsen, wie Umfragen zeigen.
Die grüne Entwicklung der letzten Jahre war ein Segen für die Herausforderungen, die die Schweiz zu meistern hatte und noch immer hat: Die Integration von Geflüchteten, die immer ältere Bevölkerung, die Einbindung von Jugendlichen ohne klare Perspektiven. Viele wertvolle Projekte sind aus Eigeninitiativen entstanden, manchmal ganz einfach, weil Junge von Älteren Hilfe brauchen beim Bebauen eines Gemüsegartens, der bald darauf zum Generationengarten wird.
Wo Natur ist, sind die Menschen zufriedener und optimistischer. Dies blieb auch dem Bund und den Kantonen nicht verborgen, und so steht jährlich ein millionenschweres Budget bereit – analog den Ausgleichszahlungen an die Landwirtschaft – das eine Anschubfinanzierung vieler Projekte im Siedlungsraum ermöglicht. Denn jeder weiss, dass damit die Kosten gesenkt werden, um Ghettoquartiere in den Griff zu kriegen, Integrationsprojekte zu finanzieren, Burnout-Ausfälle zu kompensieren oder übergewichtige und bewegungsverarmte Kinder und Jugendliche zu therapieren.
Wohnungsbesitzer kennen den Wert von zufriedenen Mieterinnen und Mietern, die nicht zuletzt dank ihrer Beziehung zur Natur in ihrer Wohnumgebung weniger umziehen, als es früher der Fall war. Auch Nachbar- und Quartierstreitigkeiten sind erfreulicherweise seltener, wenn die Nachbarschaft durch eine lebendige natürliche Umgebung zusammen gehalten wird.
Eine Utopie? Nein, unsere Vision
Als die Stiftung Natur & Wirtschaft 1996 gegründet wurde, gab es erst eine Hand voll ‚Ökos’, die freiwillig und bewusst ein naturnahes Areal anlegten und pflegten. Ein paar weitere Unternehmer:innen liessen sich mit guten Argumenten überzeugen, Viele waren skeptisch. Heute hat sich der naturnahe, gut gestaltete Garten etabliert; er gilt nicht mehr als Wildwuchs und Brutstätte von so genanntem Unkraut, sondern als moderner Gartentyp mit grossem Zukunftspotenzial. Unser Stiftungsrat Peter Richard führt seit Jahren nicht nur ein blühendes Natur-Gartenbauunternehmen, sondern realisiert jedes Jahr auch einen der schönsten und meistbesuchten Stände an der Giardina und räumt verdientermassen reihenweise Preise dafür ab.
Unser Träger, die Losinger Marazzi AG, einer der grössten und erfolgreichsten Totalunternehmer und Immobilienentwickler, plant seine Siedlungen konsequent mit naturnaher Umgebung.
Die Migros, auch sie eine Trägerin der Stiftung, zertifiziert ihre Industrie- und Freizeitparks, realisiert Naturgartenausstellungen in ihren Shoppingzentren und baut mit der Kundschaft Wildbienenhäuschen. Und in Zukunft soll auch das Filialnetz naturnah weiter entwickelt werden.
Der Stiftungsträger, der Fachverband der Schweizerischen Kies -und Betonindustrie FSKB, hat vor Jahren schon einen Image- und Gesinnungswandel vollzogen: Viele Schweizer Kiesgruben gehören inzwischen zu den wichtigsten und schönsten Lebensräumen für seltene Fauna und Flora. Der FSKB zeigt der Öffentlichkeit mit Freuden den wertvollen Lebensraum Kiesgrube – nicht als Gegensatz zum Kiesabbau, sondern als Miteinander von ökonomischem Schaffen und Erhaltung der Biodiversität.
Selbst in den Bereichen (Sozial)pädagogik und Integration gewinnt die Natur bereits heute täglich an Bedeutung: Mit Asylbewerber:innen werden Gärten angelegt, mit gewaltbereiten Jugendlichen geht man in den Wald oder auf die Alp, ebenso mit übergewichtigen Kindern. Waldspielgruppen und Waldschulen spriessen in der ganzen Schweiz schon seit Jahren aus dem Boden.
Auch die zunehmende Verbreitung von Outdoorsportarten, vom Wandern über Biken und Gleitschirmfliegen bis Surfen und Segeln zeigt, dass die Menschen in der Natur den Ausgleich suchen und finden.
Aus all diesen Gründen betrachten wir unsere Vision nicht als Utopie, sondern als verlockenden Weg in die Zukunft.